Trainingslager Andalusien 2023

Dieses Jahr verschlug es mich und einen Rennrad-Kollegen zum ersten Trainingslager an die wunderschöne Küste von Andalusien.
Im warmen, aber windigen Malaga checkten wir in unser Appartement, nach einem dreistündigen Flug, ein. Wir einigten uns auf einen 3x3er Block mit einem Tag Ruhe.
Am ersten Tag rollten wir uns auf der ca. 125km Runde gemütlich ein. Für den Anfang genau passend. Doch wer denkt, in Spanien kann man sich zur Mittagszeit gemütlich in einem Cafehaus einen Cafe gönnen, der täuscht sich aber gravierend. Zwischen 14 und 18 Uhr hat, außer Tankstellen, kein Restaurant oder ähnliches offen. So mussten wir unseren ersten Stop bei einer Tankstelle vollziehen.

Unsere Routenwahl fand jeweils am Vortag der geplanten Tour auf Strava statt. Doch schon nach dem ersten Tag erfuhren wir, dass dies nicht immer die beste Wahl sei. Nach den ersten 5 Kilometern stand die erste Gravel (Schotter) Partie an. Wir machten uns einen Spaß daraus und überholten E-Biker und Gravelspezialisten mit einer Leichtigkeit.

Am zweiten Tag starteten wir gleich mit einem 1000hm Anstieg direkt von der Stadt Malaga aus. Über neu asphaltierte Straßen führte uns die Strecke zur Küstenstadt Velez-Malaga. Von dort aus begrüßte uns der extreme Küstenwind. Leider blies er uns nicht in den Rücken, sondern mit 30 bis 50km/h Böhen gegen die Fahrtrichtung. Wir wollten allerdings unbedingt den Balkon von Europa in Nerja erreichen. Somit blieb uns nur eins übrig: Watt treten bis die Haxn explodieren. Mit dieser Taktik erreichten wir unser Tagesziel. Doch nach Hause mussten wir auch noch kommen. Nun drehte sich der Spaß um. Der extreme Gegenwind verwandelte sich in einen extremen Rückenwind. Somit konnten wir mit einem Schnitt von über 40km/h die 55km Richtung Malaga in Angiff nehmen.

Am dritten Tag stand unsere längste Ausfahrt am Plan. Über denselben Anstieg wie am Vortag ging es die ersten 1000hm hinauf auf den Hausberg von Malaga. Die Strecke verlief über Antequera bis hin nach Campillos. Doch auch in einer größeren Stadt war es, außer in einem Lokal, nicht möglich ein Mittagessen zu finden. Leider warteten wir bei diesem Restaurant mehr als 45 Minuten auf das Essen. Dies verschob unseren ganzen Tagesplan, denn es waren noch 80km bis nach Malaga zurück. Nach dem Essen waren unsere Beine extrem schwer und müde, der extreme Gegenwind vollbrachte sein Übriges. Doch nach allen Strapazen folgt doch meist ein Happy End, oder nicht? Doch wir hatten Glück. Wir wurden mit einer genialen Abfahrt durch den Nationalpark Camelito del Rey belohnt. So eine wunderschöne Gegend durchquert man nicht alle Tage auf zwei Rädern. Es waren allerdings noch immer mind. 30 km zurück zum Appartement und es wurde schon langsam finster. Nun hieß es wiedereinmal Watt treten bis die Haxn platzen. Zum Glück schafften wir es noch vor 19 Uhr und somit vor Sonnenuntergang in die Unterkunft.

Am vierten Tag gönnten wir uns einen Tag Ruhe. In gemütlicher Manier rollten wir ca. 25km die Küste Richtung Nordosten. In einer urigen Beachbar verweilten wir bei einem genüsslichen Cappuccino. Den Rest des Tages genossen wir am Beach direkt vor unserem Appartement.

Am fünften Tag führte uns die Strecke von Malaga Richtung Casabermeja und über Velez-Malaga an der Küstenstraße wieder retour zum Appartement.

Am sechsten Tag planten wir unsere Tour das erste Mal selbst. Nach den ersten fünf Minuten stießen wir auf eine Rennrad-Gruppe. Durch einen kurzen Smaltalk stellte sich heraus, dass diese das kanadische Jugennationalteam sei. Kurzfristig wurde unsere Routenwahl geändert und es stand der erste Berg an. Die Gruppe wurde immer kleiner und kleiner, bis zum Schluss nur noch zwei mit uns mitfuhren. Wir verabschiedeten uns und versuchten irgendwie wieder auf unsere geplante Route zurückzufinden. Nun begann das nächste Abenteuer. Leider sieht man auf der Strava-Karte nicht, ob es eine befestigte oder unbefestigte Straße ist. Leider entschieden wir uns abermals für eine unbefestigte Schotterstraße, die in einem extremen Anstieg (min. 300hm) endete. Hierbei wünschten wir uns beide ein bis zwei Gänge mehr auf der Kassette. Als ein E-Biker vorbeifuhr und uns bestaunte, zog ich daraus meine letzte Energie und wir schafften es ohne Schieben noch auf den Berg. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei einem urigen Kiosk mitten im Nirgendwo fuhren wir weiter ins wunderschöne weiße Städchen Frigiliana. Ab diesem Zeitpunkt ging es zum Glück nur mehr bergab Richtung Nerja. Von dort aus über die Küstenstraße mit extremem Rückenwind zurück in unser Appartement.

Am siebenten und letzten Tag hatten wir ein wenig Zeitdruck, da wir spätestens um 15:30 Uhr unser Fahrrad zurückgeben mussten, damit Bernd seinen Rückflug rechtzeitig erreichen konnte. Leider funktionierte mein Navi an diesem Tag nicht richtig und wir mussten uns selbst orientieren. Dies führte zu langen und unbefestigten Irrwegen rund um die Stadt Fuergirola. Schlussendlich reichte es uns und wir begaben uns auf eine Schnellstraße bis zur Stadt Marbella. Von dort aus führte uns ein 500hm Anstieg auf den Berg und wieder bergab in die Stadt Coin. An diesem Stieg meldete sich allerdings mein rechtes Knie. Nur mit extremen Schmerzen begleitet, konnte ich diesen Anstieg bezwingen. Kurz vor Malaga dann die Überraschung. Zufälligerweise stießen wir auf die Andalusien-Rundfahrt und konnten das Feld noch am letzten Abschnitt der Strecke anfeuern.

Zusammengefasst darf ich sagen, dass sich die 900km und fast 12 000hm in 6 Tagen schon sehen lassen können. Ein großes Danke gebührt auch dir lieber Bernd Meister. Danke das du mitgefahren bist.

(Johannes Bartl)

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