Salzkammergut Mountainbike Trophy 2018
(14.11.2018)
Am 14. Juli 2018 fand zum 21. Mal die Salzkammergut Mountainbike Trophy in Bad Goisern statt.
Ein ungewohnt schönes und heißes Wetter, im Vergleich zu den letzten Jahren bei der Trophy, brachte uns schon im Stehen zum Schwitzen.
Somit stand den wunderschönen Aussichten auf den Marathonstrecken eigentlich nichts im Wege. Wäre da nicht die Erschöpfung und der Kampfgeist auf gute Zeiten, die dem Genießen der tollen Strecken im Weg stehen.
Knackige Anstiege und Abfahrten bewältigten 10 Stoahupfa auf verschiedenen Strecken der Trophy.
(Daniel Büchsenmeister)
„Back 2 Hell“ by Daniel Brunner
Vorwort
Rückblickend auf 2017 wollte ich eigentlich nie mehr an diesem Rennen teilnehmen, ab KM 70 sind mir dort nämlich sämtliche Sicherungen geplatzt und ich konnte mich nur 7 Stunden im Kriechgang ins Ziel retten. Sowas wollte ich mir nie wieder antun.
Anfang 2018 beschlossen dann meine Bike Kollegen Gerry und Jochen sich auch an der Trophy zu versuchen. Um die Qualen von 2017 zu vermeiden, beschloss ich mir Hilfe zu holen, die ich in Form meines Kumpels/Coaches/Mentors Ulli gefunden habe. Er hat mir erklärt was ich falsch gemacht habe und was ich verbessern könnte und ich schmiedete mir aus diesen Infos dann einen Schlachtplan für 2018.
Zielsetzung
Für das Rennen war mein Hauptziel gemeinsam mit meinen „Jungs“ ins Ziel zu kommen und mir einen qualvollen Einbruch zu ersparen. Dies bedeutete für mich, dass ich deutlich schneller werden musste und mir meine Leistung im Rennen perfekt einteilen sollte.
Als ich 2 Monate vor Start der Trophy festgestellt habe, dass mein reiner Speed nicht ausreicht um mit Gerry mithalten zu können, wendete ich mich wieder an Ulli. Er meinte, ich muss mein Rennen nach meinen „Stärken“ fahren. Somit war mein „Gameplan“ dass ich erst ab dem Salzberg KM 150 auf Gerry aufschließen werde und wir dann gemeinsam ins Ziel fahren (was ich mir sicher tausende Male im Traum vorgestellt habe).
Training
Fahrten in die Arbeit -> Raus
Spazierfahrten -> Raus
Tempoeinheiten -> Raus
Harte Intervalle <- Rein
Hügelwiederholungen <- Rein
Vermutlich die größte Umstellung war das Training. Als Jemand, der Radfahren liebt, musste ich genau auf das verzichten. 2017 hatte ich noch einige Wochen mit über 30 Stunden am Bike. Was sich jedoch negativ auf meine Leistungsfähigkeit auswirkte. Heuer wurde nach Plan ca. 16 Stunden die Woche trainiert, ein paar kleine Ausrutscher Richtung 25 Stunden gab es „zum Glück“. Jedoch die wichtigen Wochen 12-7 vor dem Rennen versuchte ich mich an die 16 Stunden/Woche mit 2 harten Intervalleinheiten zu halten.
Verpflegung
Für lange Rennen ist die Kalorienzufuhr einer der Schlüsselpunkte (ohne Sprit im Tank kann man kein Tempo halten). Wie auch 2017 stand mir mein Neffe Sebastian als Betreuer zur Seite. Er konnte mir an den insgesamt 6 Verpflegungsstellen immer eine Trinkflasche, Gels, Gatorade und Riegel reichen. Verbraucht habe ich 6 Liter Fruchtsaft, 200g Dextrose, 15 Gels, 4 Gatorade, 4 große und 4 kleine Riegel. An den Verpflegungsstationen nahm ich jedes Mal nur mit, was ich schnell ergattern konnte, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Dies war Cola, Red Bull, Prinzenrollen und wenig Trockenobst.
Das Rennen
2017 war ein Regenrennen, 2018 sollte es eine Hitzeschlacht werden.
Tagwache 3:30. Nachdem wir am Vortag erst um 22 Uhr einschliefen war es eine sehr kurze Nacht. Wissentlich dessen, habe ich den Tag davor über 10 Stunden geschlafen um im Endeffekt ein positives Schlafpensum zu haben. Ab diesem Zeitpunkt lief ich meine Checkliste im Kopf Punkt für Punkt durch, damit ich nichts vergesse. Zum Frühstück gab es ein paar Cornflakes und einem Müsliriegel. Um 4:50 standen wir pünktlich am Start. Zusammen mit Jochen, Edi und Gerry startete ich um 5 Uhr in das härteste MTB Rennen Europas.
KM 2
Die ersten paar KM fuhren wir bis zum ersten Anstieg gemeinsam, dann setzten sich wie geplant Gerry und Jochen deutlich von mir ab. Ich wollte den Fehler von 2017 nicht noch einmal wiederholen und fuhr den ersten Berg mit über 1000 hm ganz locker hoch (Nach dem Motto „Laufen ohne zu schnaufen“). Links und rechts wurde ich von anderen Fahrern überholt, was mir mental sehr zusetzte. Doch ich dachte immer an die Worte von Ulli und fuhr meinen Stiefel weiter. In Gedanken redete ich mir ständig ein, dass es nur eine Sonntagsausfahrt sei (jedoch am Samstag ? )
KM 30
Bei KM 30 holte ich Jochen ein, früher als erwartet. Wir fuhren gemeinsam bis KM 40 weiter und ich versuchte ihn zu motivieren und habe zu ihm gesagt, dass wir nun gemeinsam ins Ziel fahren er soll sich bei mir hinten dranhängen und ich „zieh ihn ins Ziel“.
Mittlerweile sind wir auf über Platz 200 zurückgefallen. Jochen meinte, „die fahren alle als wäre es ein 2 Stunden Ausscheidungsrennen!“, ich grinste. Kurz darauf überholte ich einen kleinen Mann, es war Andreas Goldberger, welcher auch auf der A-Strecke unterwegs war.
KM 40
Der 2. richtige Anstieg beginnt. Meine Beine fühlten sich gut an und ich fuhr mindestens das selbe Tempo wie beim 1. Anstieg hoch. Jochen habe ich um gute 100 Meter distanziert und mich dazu entschlossen mein eigenes Rennen zu fahren, weil wir grundsätzlich völlig verschiedene Fahrertypen sind.
KM 70
2017 war dies mein Knackpunkt der mir alle Stecker gezogen hat, heuer kletterte ich diesen Steilen anstieg völlig sauber hoch, ich musste leider zeitweise über meinem geplanten Tempo fahren, weil es so extrem steil wurde, aber absteigen und schieben wollte ich auch nicht.
Als ich dann einige Fahrer überholte, dachte ich mir immer folgendes:
„Eigentlich ist die Trophy ein Schneckenrennen, die Anstiege sind teilweise so steil, dass man nur mit 3-5 km/h da hochfährt obwohl man körperlich schon am Anschlag ist. Trotzdem überholt man immer wieder Leute“
Meine Theorie erzählte ich einigen Fahrern die nicht sonderlich begeistert davon waren, mir machte das richtig Spaß so langsam so schnell zu fahren (Langsam vom Speed, Schnell von der Anstrengung).
KM 77
Die schwierigste Abfahrt der Trophy. Leider kam ich über die rutschigen Felsen zu Sturz und landete in einem Baum. Dieser hat mich gut abgefangen und ich beschloss das restliche Teilstück mein Rad runter zu tragen. Verlor zwar viel Zeit hier, weil es durchaus fahrbar wäre, jedoch wollte ich mich nicht verletzen (2016/2017 hatte ich genug schwere Unfälle).
KM 80
War meine 1. große Pause von 1 Minute in der ich meine Flaschen, Gels und Riegel von meinem Neffen/Betreuer Sebastian aufgefüllt bekam. Er sagte mir, dass ich ca. 10 Minuten hinter Gerry sei, was mir einen extra Motivationsschub gab und ich düste Los.
KM 94-105
Ähnlich wie im Vorjahr gab meine Vorderbremse den Geist auf, leider ca. 20 KM zu früh. (Ab KM 125+ kann man locker mit 1 Bremse durchfahren, da die Abfahrten relativ einfach sind und man kaum bremsen muss). Die beiden folgenden Abfahrten waren die Hölle, ich kam mehrmals fast zu Sturz oder fuhr beinahe in dem Vordermann rein. Dadurch, dass nur meine Hinterbremse funktionierte war ich am Kies nur am Driften und die schnellen Conti Race King Reifen machten das Handling sehr schwer. Überraschender Weise konnte ich ab KM 110 wieder fast normal Bremsen, keine Ahnung was da los war.
KM 125-150
Die technisch schwierigsten Passagen hatte ich nun hinter mir, als jemand, der eigentlich nur gern bergauf fährt, fiel mir somit ein Stein von Herzen. Nun versuchte ich mich zu erholen, denn der Endgegner, DER SALZBERG wartete auf mich. Im Training habe ich mir ständig vorgestellt, wie ich diesen 1H30MIN Anstieg der bis zu 30% steil ist hochkämpfen werde.
Die 25 KM rund um den See fuhr ich in einer 4 er Gruppe und zumindest 3 davon wechselten sich ständig ab, der 4. hatte anscheinend Wasser in der Lunge und dadurch starken Husten. Vermutlich musste er das Rennen beenden. Von Christoph Strasser lernte ich, dass man Wasser auf langen und heissen Rennen nur über den Kopf/Nacken schütten soll und nicht trinken, weil es sonst zu Wassereinlagerungen kommen kann. Diesen Rat habe ich befolgt und keinen Schluck Wasser getrunken, sondern nur meinen RaceMix aus Mangosaft/Dextrose und Gatorade.
DER ENDGEGNER SALZBERG KM 150
Der 2. längere Boxenstop, wo ich nochmal alle meine Taschen mit Gels auffüllte (Riegel habe ich seit Stunden keinen mehr hinunter bekommen). Für den Salzberg gab es als Energiebooster noch einen großen Energydrink und ab ging der Kampf gegen den Endgegner. Auf meinem Handy startete ich meine Disturbed Playlist die ich mir dafür raufgeladen hatte und somit konnte ich mich in einen tranceartigen zustand begeben. (Ich habe mehrmals im Rennen versucht Musik zu hören, aber jedes Mal pushte es mich zu sehr und ich wollte mir den Kick für den Salzberg aufheben)
Am Salzberg konnte ich aus einer Kombination aus Schieben und Biken sehr viele Fahrer überholen. Im Training hatte ich oft das schnelle Schieben und Laufen geübt (die Leute auf Strava wissen dies ?).
Dadurch konnte ich wie geplant zu Gerry aufschließen und wir fuhren gemeinsam bis zum Dach der Trophy bei KM 160 auf 1506 HM hoch.
Die Hitzeschlacht beginnt, KM 155-180
Eigentlich sollten die beiden Anstiege bei KM 155 und KM 180 sehr einfach sein, jedoch begann zu diesem Zeitpunkt die Nachmittagshitze und durch den weißen Kies, auf dem wir fuhren, wurde ich richtig gegrillt. Ich musste ständig das Tempo drosseln um nicht zu überhitzen. Zeitweise hörte mein Körper sogar auf zu schwitzen und ich versuchte mich mit dem wenigen Wasser, dass ich noch übrig hatte, so gut als möglich zu kühlen. Dies reichte jedoch nicht aus und ich überlegte mehrmals, ob man sich nicht auch Fruchtsaft über den Kopf schütten kann. Ständig sagte ich zu Gerry, dass mir so heiß ist und ich mehr Wasser brauchte, jedoch waren genau zu diesem Zeitpunkt die Verpflegungsstationen viel zu weit voneinander entfernt. Gerry konnte bei der Verpflegungssation ein Red Bull ergattern und wollte dies mit mir teilen, auch dieses war bereits warm.
Meine Herzfrequenz fiel durch die Dehydrierung in den Keller (siehe Bild in den Kommentaren), Gerry hatte 141 Puls, ich so um die 105, bei gleichem Tempo.
Er konnte anscheinend mit der Hitze besser umgehen und setzte sich ab KM 175 von mir ab, ich musste weiterhin mein Tempo drosseln um nicht zu überhitzen. Mittlerweile konnte ich 2 Liter Wasser ergattern welches ich so sparsam wie nur möglich für die Kühlung verwendete.
KM 180
Nun begann es leicht zu regnen, leider 2 Stunden zu spät, wäre der Regen früher gekommen, hätte ich nicht so der Hitze Tribut zollen müssen. Mein Körper kühlte ab und ich konnte mit einem sehr starken A-Fahrer und einer 4er Gruppe B-Fahrer Richtung Ziel düsen. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir auch immer mehr bewusst, dass sich unter 13 Stunden ausgehen würden und ich versuchte die letzten Kräfte zu mobilisieren und stellte auf Tempo Pace um.
Ziel KM 209
Im Gegensatz zum Vorjahr habe ich die Stimmung im Ziel voll aufnehmen können, habe mich richtig über meine Leistung gefreut und war vom Kopf her voll da. Sehr gefreut habe ich mich, dass Dominik und Bianca für mich im Ziel gewartet haben und mir gratulierten. Auch Gerry habe ich gleich angefunden und mein Betreuer Sebastian kam auch nach. Völlig entkräftet jedoch überglücklich feierten wir unser Finish.
12 Stunden 39 Minuten 7 Sekunden war meine Zeit für 209 KM und über 7000 hm. Platz 87. von über 800 Startern um 13 Plätze besser wie 2017 und fast 50 Minuten schneller.
Danksagung
Vielen Dank an Ulli für die vielen Hilfreichen Tipps und das Coaching. Gerry für die vielen harten Trainingsausfahrten. Sebastian für die perfekte Betreuung im Rennen. Janet die meinen Körper am Laufen hält. Martin der mein Bike Fit hält. Dem BC Stoahupfa Leibnitz für die vielen Winter- und Techniktrainings.
2019
Für 2019 werde ich auf alle Fälle die B-Strecke mit voller Power in Angriff nehmen. Denn dort muss man nicht so sehr dosiert fahren und kann von Anfang an voll böllern, was einfach riesig Spaß macht. Heuer ist die Saison für mich gelaufen und ich werde das Radfahren wieder mehr genießen.
(Daniel Brunner)
Track A – 209,12 km – 7110 hm
Name | Klassenplatzierung | Platzierung over all | Zeit |
---|---|---|---|
Daniel Brunner | 43 (M30) | 87 | 12:39:07,0 |
Jochen Hirschmann | 103 (M30) | 258 | 14:18:13,7 |
Rudolf Handl | 200 (M40) | 487 | 15:56:26,4 |
Edmund Mischinger | DNF (M40) |
Track B – 119,5 km – 3848 hm
Name | Klassenplatzierung | Platzierung over all | Zeit |
---|---|---|---|
Patrick Schickengruber | 77 (M40) | 217 | 07:18:56,3 |
Michael Gaisch | 82 (M40) | 226 | 07:23:22,3 |
Track F – 37,9 km – 1114 hm
Name | Klassenplatzierung | Platzierung over all | Zeit |
---|---|---|---|
Johannes Bartl | 10 (MAK) | 19 | 01:45:51,5 |
Daniel Büchsenmeister | 17 (MAK) | 32 | 01:50:46,2 |
Christian Sametz | 35 (MAK) | 56 | 02:00:22,6 |
Martina Florian | 42 (WAK) | 50 (Damen) | 02:45:50,0 |
Bilnachweis: Privat bzw. sportograf.com
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