Lieschis Marathon-Comeback 2024
Ein Hallo an alle Besucher der Stoahupfa-Website,
die langjährigen Mitglieder des Vereines wissen vielleicht noch, dass ich vor Jahrzehnten an MTB- Marathonrennen teilgenommen habe und gerne auch Strecken mit etwas mehr Höhenmeter gefahren bin. Nachdem sich 2023 eine berufliche Pause ergeben hat, habe ich nicht lange überlegen müssen und mir sofort ein ordentliches Marathongerät aufbauen lassen. Leider war es mittlerweile bereits Mai geworden, als ich mit dem Training richtig beginnen konnte. Es sollte ein Highlight werden, der erste Marathon nach 17 Jahren, ich weiß es nicht mehr genau. Den Ischgl Ironbike hatte ich ins Auge gefasst, es war ein Erlebnis, welches ich nie vergessen habe! Damals bin ich mit einem alten Stoahupfa Racer Markus Gudenus am Ironbike gestartet. Doch es sollte mal ganz anders kommen, katastrophen Unwetter Wochenende und ein Infekt haben alle Pläne überworfen. So jetzt was tun? Was richtig Cooles habe ich Ende August am Kalender nicht mehr gefunden, also Marathon 2023 abgesagt. Ein Rocky Mountain Element steht gelangweilt im Keller? Das Jahr ging zu Ende mit schönen MTB – und Bergtouren. Im Hinterkopf habe ich sofort gewusst, dann wird halt 2024 durchgestartet. Im Februar habe ich dann mit dem Training begonnen. Februar und März waren aufgrund des milden Wetters im Süden super für das Training, es konnten ein paar Kilometer gesammelt werden. Im April habe ich dann nach 10 Jahren wieder eine Pulsuhr mit allem drum und dran angeschafft, damit ich wenigstens a bissl weiß wieviel ich tue. Heute nennt sich das Smartwatch, kann alles aber fasst alles braucht keiner, so kommt mir das vor. Ich konnte gut trainieren und im Mai sollte die Form getestet werden. Genau gesagt am 11. Mai habe ich dann die Marathon-Saison eröffnet:
11.05.2024 Wipfel Trophy 2024 Strecke A 70,85 km, 3051Hm. Gesamt 31. Platz, M40 Platz 8
Die Wipfeltrophy in der Rachau ist ein feiner Marathon in einen kleinen schönen Ort- Bergdorf wo man sich wohlfühlt. Die Strecke ist ein Rundkurs mit ca. 23 km und 1000 hm, der für die Strecke A dreimal befahren wurde. Die Strecke hat alles, was eine MTB-Strecke haben muss! Anstiege in allen Variationen und Abfahrten die schon ordentlich krachen. Insbesondere ein Abschnitt war so derart hart und verblockt zu fahren, dass man sich nach jeder Runde schon selbst gefragt hat, ob man die Abfahrt nochmal schafft. Das ist jetzt kein Scherz und ich bin nicht der schlechteste Abfahrer. Zum Rennen selbst, ich war unfassbar nervös, habe aber nach der Startphase mein Tempo finden können und die drei Runden abgespult. Durfte ein neues Mitglied kennen lernen, den Watz Michael und einen alten Freund und ehemaligen Stoahupfa Berger Karl wieder treffen. Alles in allem ein gelungener Start.
19.05.2024 Granit Marathon in Kleinzell Strecke XTREME 90 km 3100 hm Gesamt 29. Platz, M40 Platz 11
Den Granitbeißer Marathon gibt es glaube ich schon ewig, doch bin ich diesen noch nie gefahren. Ich wollte unbedingt weiter meine Form testen. Es ist halt noch so langer Zeit für mich interessant gewesen, wie kann ich die Distanzen bewältigen und wo liegen meine Schwächen? Eines vorweg, in der Beschreibung steht, die Xtreme Strecke ist nur für Fahrer die Monate lang trainieren sinnvoll zu bewältigen, und diese Beschreibung kann ich nur unterschreiben. Ebenso kann schlechtes Wetter die Bedingungen extrem machen, was ich zu spüren bekam. Die Motivation hat gepasst und nach dem Start ging es gleich schnell los! Leider hat der viele Regen am Vortag alle Waldabschnitte sehr aufgeweicht, alles war rutschig und teilweise kaum fahrbar. Vom Gelände ist es ähnlich der Südsteiermark, kaum hohe Berge aber viele Hügel. Die ersten 40 km waren unfassbar schwer, zäh, es rollte einfach nicht. Steile Trails rauf – runter – rauf! Da ging soviel Power rein, dass war unfassbar, wirklich hart. Leider kam ich bei einer Abfahrt bei niedriger Geschwindigkeit und tiefem Boden zu Sturz. Ich dachte es geht, und es ist sich halt nicht ausgegangen! Blöderweise habe ich die Bremsleitung der Hinterbremse durch die Lenkerverdrehung beschädigt, konnte aber das Rennen noch fertig fahren. Die letzten 30 km sind dann besser, weniger selektiv gewesen, es war schon eine zähe Angelegenheit. Alles in allem Leistung ist Okay gewesen, ohne Probleme durchgefahren, es fehlt halt der eine Gang, es sollte doch noch schneller gehen.!
Kleinzell ist eine Reise für echte Marathonfahrer auf jeden Fall wert, wenn die Strecke trocken ist sie sicher ein Highlight! Die Veranstaltung ist super organisiert und es gibt ein richtig bummvolles Bierzelt!
Zwei Bewerbe sind bewältigt, wie geht es weiter? Ein Faktor war das Wetter, Regen und Unwetter bis Juni eigentlich an jedem Wochenende, und vom Gatsch hüpfen hatte ich schon genug. Gut, passte auch so konnte ich noch ein paar Wochen an meiner Form basteln. Um eines klarzustellen, trainieren schaut bei mir so aus, das ich nach Gefühl fahre, nicht wirklich strukturiert und für das erste wollte ich mal schauen ob es mir noch taugt auf Zeit zu fahren und lohnt es sich nach so langer Zeit noch zu trainieren. Der Juni ging vorüber und was rückte näher, die Salzkammerguttrophy! Natürlich war klar wenn alles passt, Gesundheit und Trainingszustand bin ich dabei!
13.07.2024 Salzkammergut Trophy Strecke B 126,80 km 3758 hm Gesamt 122. Platz (640 Finischer), M40 39. Platz (234)
Was soll man zur Trophy sagen? Es ist einfach das Mega-Event in Österreich. Allein schon die Zahl der Starter ist gewaltig. Leider wieder heftige Gewitter am Vortag in Bad Goisern, war gerade dabei mir meine Startnummer zu holen. In der Nacht schlecht geschlafen, habe ich mich dann halt zusammengepackt und bin das angegangen. Nach dem Aufwärmen ca. 15 min. vor dem Start kommst du dort hin und dann stehen da 800 Leute. Super habe ich mir gedacht, hab mich dann dort hineingewurstelt und so gut es ging nach vorne gearbeitet. Endlich ging es los der riesige Haufen setzte sich in Bewegung. Es galt jetzt, solange die Straße breit ist, möglichst schnell nach vorne zu kommen, die wirklichen Abenteurer hinter sich zu lassen. Es gelang bis zum Raschberg ganz gut. Genau wie ich es mir gedacht habe, der erste Trailanstieg und schon steht ständig jemand, hängen geblieben, zu hoher Gang, kommt nicht weiter und man kommt selbst zum Stehen. Nach ein paar Nervenzusammenbrüchen habe ich dann den Anschluss gefunden. Nach Raschberg und ewiger Wand ging es dann in das lange Flachstück nach Obertraun und Salzberg. Flache Abschnitte sind nicht so meines, wenn ich da zu lange alleine bin neige ich zum Bummeln und dabei zipf ich mich dann selber an, denn es geht ja nix weiter! Salzkammergut Trophy vor ewigen Zeiten war ich schon mal dabei, auch B gefahren aber damals noch kürzer, um die 100km und an den Salzberg kann ich mich auch nicht erinnern. Ja und dann kommt der Salzberg, an der Anfahrt schon sagt einer zu mir „die Scheiße kommt erst“, „werden wir schon machen“, fällt mir dazu nur ein! Wie soll man das jetzt beschreiben, der Salzberg ist schon ein Abschnitt der vollen Leidensfähigkeit, Konzentration und den letzten Gang braucht, den du hast! Er lässt nicht aus, zum Teil verblockt du musst fahren können im letzten Gang über fast 600 Höhenmeter, das ist schon was! Einzig der Trophyteufel lässt dich kurz mal vergessen, wo du gerade bist und wie es einem geht! Man muss dieses Viecherl mal gesehen haben, allein wie lange es dauern muss, bis man so ausschaut wie das Ding mit dem Dreizack in der Hand, Gratulation!! Fast am Ende kommt dann noch ein betonierter Abschnitt, der so steil ist das du fast vom Rad fällst. Einige Meter habe ich dann auch geschoben, weil man muss schon aufpassen bis ins Ziel sind es noch 60 km, manchmal muss man haushalten. Der weitere Streckenverlauf ist dann aber vorwiegend auf Forststraßen zu bewältigen, technisch gesehen ist das Feuerwerk abgeschossen. Wenn du Power hast, kannst du Gas geben, wenn nicht, kurbelst du das Ganze im kleinen Gang herunter. Ich hatte noch gute Beine und konnte bis ins Ziel mit Druck am Pedal fahren. Die Trophy ist landschaftlich superschön, toll organisiert und nicht zufällig ist aus dem Marathon in Bad Goisern ein Mega-Event geworden. Im Ziel eine weitere große Überraschung, ein alter Clubcollege, einer der dienstältesten Stoahupfa Mischinger Edi mit zwei jungen Talenten. Ich durfte dann noch Zeuge der Ehrungen für Edis zweiten Platz und dem Sieg in der Gemeindewertung werden. Gratulation!!
Drei Marathons sind gefahren, ich bin zufrieden, die Leistungen waren okay, ich konnte auch nach über sieben Stunden langen Rennen noch hart in die Pedale treten. Trotzdem schneller sollte ich werden, ganz klar, aber es ist halt lange her was darf man sich erwarten? Na gut, nach dem Marathon ist vor dem Marathon! Und endlich was sollte jetzt als nächstes kommen? Das Highlight natürlich am 03.08.2024 der Ischgl Ironbike! Aber zunächst regenerieren, dann 3-4 Wochen trainieren und dann Reise nach Ischgl.
03.08.2024 Ischgl Ironbike Strecke Extreme 70 km 3391 hm Gesamt 61. Platz, M40 27. Platz
Ischgl ist anders, anders als alles, was ich kenne. Das beginnt schon mit der Abholung der Startnummer. Mit dem schönen Sack, den du bekommst, gehört einem dann auch ein superschönes Trikot und du kannst dir auch im Restaurant neben Start u. Ziel aus der eigenen Ironbike-Menükarte was Gutes zum Essen bestellen. Wo gibt’s so etwas? Du schaust herunter auf den Start-Zielbereich darüber die Silvretta Bahn, die mit ihren riesigen Gondeln auf zwei Drahtseilen die Touristen ins Gebirge befördert. Ich finde das cool! Jedenfalls nach einer kurzen Nacht mit Gewitter beginnt der Tag früh, Start ist 8:00 und es stehen ca. 800 Leute auf allen Strecken bei 13° Celsius, perfektes kühles trockenes Wetter. Aber es geht hier natürlich um Strecke, die keinen Vergleich kennt, jedenfalls fällt mir keiner ein! Du hast 71,6 km mit 3391 Höhenmeter, das muss man sich mal vorstellen!? Da schauen wir nochmal genauer hin, denn du fährst mal eine Aufwärmrunde nach Galtür und zurück nach Ischgl. Das sind dann 24 km und vielleicht 500-600 Höhenmeter. Sobald du nach Ischgl kommst, ist dann aber Schluss mit Kindergeburtstag! Ich habe vom Start weg schnell versucht meine Position zu verbessern. Nach der Durchfahrt in Ischgl geht es dann sofort los 20% Steigung und mehr! Du hast jetzt auf ca. 47 km noch 2800 Höhenmeter zu bewältigen, stellt euch das vor! Der Anstieg auf die Idalpe ist zunächst noch Asphalt später Schotter, es wird nie flach man kann nie mal locker durchtreten, man ist immer voll auf Zug meist im letzten Gang! Dann endlich Idalpe 2294 m hoch gelegen Labestation, nein man ist noch nicht oben!! Es geht erst mal ca. 150 hm runter. Zunächst kurz Schotter um einen Speicherteich dann biegst du in einen Pfad 0,50-1,00m breit schlängelt er sich hinunter über Felspassagen, kurze Holzbrücken, aber super gemacht mit Drahtnetzen überspannte Holzkonstruktionen damit man nicht ausrutscht. Dann stehen sie schon dort die Streckenposten und zeigen dir den Weg. Du biegst scharf ab Richtung Berg und kannst nur noch den Schalthebel durchdrücken, bis er ansteht! Es geht jetzt nur noch rauf, so steil das gibt’s ja gar nicht und du siehst ewig weit, denn du bist ja schon weit über der Baumgrenze. Voll super für den Kopf, du siehst 300m vor dir eine Bergkuppe, die Fahrer schieben schon, dann kommt man selbst dorthin drückst voll rauf was halt noch gerade geht, holst ein paar Leute ein und dann blickst du wieder weit hoch und schon wieder schieben die Fahrer! Das geht so über 600 Höhenmeter so vor sich hin! Dann am Ende dieses ewigen Anstieges ein super Pfad zum höchsten Punkt dieses Anstieges dem Salaaser Kopf auf 2700m. Das ist ein echt cooles Gefühl, das ist der Ironbike und ich bin dabei, denkt man sich kurz. Es bleibt keine Zeit, es geht sofort in einen Pfad den Berg herunter. Schmal mit Spitzkehren, Kuppen und mit allem damit du ja nicht schnell vorankommst. Du hast keine Pause, nein, geht nicht man muss sich so konzentrieren beim Fahren kannst dich nie setzen, keine Sekunde. Nach drei bis vier Kilometern wird aus dem Pfad dann ein Weg und später eine Schotterstraße, aber so steil, dass wieder nix ist mit Rollenlassen und Pause machen. Die Bremsen sind schon lange am Eingehen und man versucht kurz und hart zu Bremsen, damit man diese mal kurz voll aufmachen kann. 1000 Höhenmeter sind abwärts vernichtet und du kommst in Samnaun in der Schweiz an. Nach ordentlicher Verpflegung geht es wieder den Berg hoch! Man hat jetzt 49 km in den Beinen und muss 12 km Anstieg hinter sich bringen. Die Schotterstraße zur nächsten Verpflegungsstation Alp Trida auf 2270m geht gerade noch so, mittlerweile hat man sich daran gewöhnt, dass man einen Marathon fast zur Gänze im letzten Gang fährt! Das liegt jetzt nicht daran, weil man so eine schlechte Kondition hat, sondern einfach daran das alles so unfassbar steil ist. Nach Alp Trida wieder die gleiche Katastrophe, du schaust den Berg hoch, nur steil, die Leute mühen und kämpfen sich am Rad ab, schieben, stehen, schauen mal kurz auf und jeder denkt das Gleiche, was is das für eine Sch….!! Und dann hat man plötzlich wieder ein Hochphase und tritt rein, und dann endlich äußeres Viderjoch 2752 m in Sicht. Leute mit Haube und Jacke rufen dir schon zu, stehen schon da mit einem Becher Cola. Man ist nur glücklich haut sich das Cola runter, genießt kurz die Bergankunft lässt sich fast feiern. Dann heißt es „aufpassen musst, nur noch runter kommen“! So jetzt Kurbel angetaucht eingeklickt und los geht’s! Man glaubt man fährt einfach 10 km runter und ist im Ziel. Nein das ist der Ironbike, es gibt keine Erholung! 100m nach der Bergankunft kippst du mit deinem Bike in den Trailpfad hinunter, dass du glaubst alles ist zu spät! Es ist noch anstrengender als die Abfahrt nach Samnaun. Der Pfad so schmal, die Kehren so eng, immer wieder Kuppen, du musst so auf das Tempo aufpassen, die Kehren genau treffen, sonst kommst du nicht gut herum! Gemacht ist das toll, die Pfade sind wirklich unscheinbar in der Landschaft, es ist auch nicht gefährlich, aber du musst halt genau fahren. Dazwischen wieder unzählige Bachdurchfahrten, und Absätze aus Blockwerk aber alles fahrbar, nur du kommst halt nicht weiter. Es zieht sich ewig und kostet unendlich Power und Konzentration. Du bist die ganze Zeit am Kämpfen, du denkst das gibt’s ja nicht wie lange den noch? Nach halber Abfahrt kommt dann nochmal ein Anstieg mit ca. 150 hm, ist wieder nur steil, aber es ist einem schon voll egal man fährt einfach rauf, will nur noch ins Ziel. Dann wieder eine Schotterabfahrt so steil bis nach Ischgl hinunter, die Steine des groben Schotters fliegen durch die Gegend, du denkst jetzt „bitte keinen Platten jetzt nur mehr ins Ziel“! Plötzlich Baustelle du fährst dann einfach über ein Pfostengerüst, ich glaube ich bin durch eine Hotelbaustelle gefahren! Dann wieder Tunnel in dem die Schifahrer im Winter zur Gondel fahren – unterirdisch, und dann nach ein paar Kurven endlich Ziel Zieeeel!!! Liebe Freunde des MTB- Ausdauersports es ist und bleibt ein großartiges Erlebnis diese Strecke in Ischgl – Paznaun zu bewältigen. Ich muss zufrieden sein mit meiner Leistung, bin brav gefahren, keinen Einbruch, keinen Sturz ein perfektes Wetter – hot passt! Am nächsten Tag beim Frühstück sitz ich da mit an jungen Elite Fahrer, hat an Sturz gehabt sich eine Rippe verletzt und meint noch die Übersetzung hat ihm auch noch den Rest gegeben. Was hast drauf?, frag ich 32-52, der Kollege, nein 34-52!! Leute mit 34-52 braucht man beim Ironbike nicht antreten!
War es das jetzt, das Highlight des Jahres ist geschafft. Nein!! Nach der Trophy ist mir aus dem Startnummernsackerl so ein Heftl aufgefallen, Partnerveranstaltungen. Schön kalendarisch ein Event nach dem anderen, was es alles gibt. Dann ist da so eine Werbung „Nationalpark Marathon im Engadin der ultimative Marathon“. Jedesmal nach langem Training leg ich mich kurz hin und Blattl in dem Heftl. Irgendwann nehme ich das Handy und schau mal nach was das ist! Sofort fällt mir die „Vallader“-Strecke auf, 141 km 3848 hm, und dann das Höhenprofil „YESS“ Ischgl 2.0 das ist es, der Abschluss der Saison, dort muss ich dabei sein!
31.08.2024 Scuol Strecke Vallader 141 km 3848 hm Gesamt 91. Platz (347 Finischer), M40 23. Platz (114)
Gut angekommen in Scuol, es liegt nicht weit von Ischgl entfernt, doch spricht man hier alles, italienisch, französisch, schweizerisch-deutsch. Gleich 200m neben Start und Ziel habe ich Unterkunft bezogen, meine Startnummer abgeholt und mich mal umgesehen. Weil es schon früh am Abend war, habe ich mir dann im Ziel ein paar Nudel geholt und im gut besuchten Festzelt Platz genommen. Neben meinem Pasta Teller habe ich nochmal das Streckenprofil der Vallader-Strecke hingelegt, um mir die wichtigen Punkte einzuprägen. Dabei habe ich die Leute um mich herum ein bißchen befragt, wie die Berge so zu fahren sind, wie schwierig ist der Bereich der Schiebestrecke usw. Da habe ich dann schon gemerkt „aha Vallader“, das ist dort was! Man hat dann schon gemeint, dass man ein Wadel braucht für die Strecke. Der nächste Tag beginnt früh Frühstück 5:45, da sitzen sie schon die Schweizer fertig angezogen mit Müsli und Trinkflasche befüllt am Tisch. Ich bin nervös geworden, habe ich mich bei der Startzeit geirrt 7:15? Handy nochmal schnell rausgezogen, okay passt eh! Nur kann Stress Cafe holen Honigbrötchen schmieren alles in Ordnung. Zeitplan hat gepasst 15 min vor dem Start habe ich mich nach meiner Aufwärmphase in den Startbereich begeben. Zu meiner Verwunderung durfte ich mit meiner Startnummer sehr weit vorne Aufstellung nehmen und auch dort kein Gedränge einfach nach vorne gehen! Die Schweizer drängeln nicht, da gibt’s eine Ordnung auch meine Freunde vom Frühstück haben sich im moderaten Mittelfeld platziert, gesehen habe ich sie dann nicht mehr. Allerdings so eine Friedhofstimmung wie dort habe ich auch noch nie wahrgenommen, deren Humor ist speziell. Begrüßung vom Herrn Bürgermeister, schön, dass ihr alle da seid, das ist die Vallader Strecke, es geht nicht nur am Inn entlang, man muss schon über ein paar Berge fahren. Haha 141 km 3848 hm! Start los geht’s! Wir sind kontrolliert aus dem Ort Scuol auf 1200m Seehöhe hinaus gerollt und ab dem Anstieg ins Val S-charl gab es dann kein Halten mehr. Vollgas Richtung Costainas 2251 m hoch gelegen, 22 km Anstieg, ich hatte schnell eine Gruppe gefunden und wir sind da hinein geballert, das war echt heftig! Ich habe immer wieder versucht zu vorderen Gruppen aufzuschließen, dann das Panorama und die Morgenstimmung, das war fantastisch, es reißt einen mit! Nach dem Costainas geht es schnell bergab, Singletrails, Pfade, Schotterstraßen, es geht Richtung Fuldera auf 1638m und hinauf nach Döss Radond 2234m hoch. Nach dem Döss Radond Abfahrt auf 1800m in ein mystisches Hochtal, weiter Richtung Pass Alpisella 2299m. In diesem Hochtal zwischen Döss Radond und Alpisella km 50-60 musste ich mich mal konsolidieren, so kann es nicht weiter gehen, viel zu schnell, der Chaschauna 2692m kommt noch, und danach sind es auch noch 60km bis ins Ziel. Die Naturkulisse kann man kaum beschreiben einfach gewaltig, mächtig, mystisch, episch! Man möchte immer aufschauen nach den Bergen, Karen usw., aber es geht halt schwer, denn die Stecke einem alles abverlangt. Teilweise Pfade keinen Meter breit, an steilsten Schuttflanken entlang, da rutscht einem ab und zu das Herz in die Hose, ein Fahrfehler dort und es gibt einen dann nicht mehr! Der Alpisella 2299m liegt hinter mir, es geht nach Livigno (Italien) 1810m, dort wird dann mal ordentlich verpflegt, ehe es Richtung dem berüchtigten Chaschauna geht. Zunächst geht es noch mäßig steil in ein schönes Tal, passt gerade um die getankte Energie in den Kreislauf zu bringen und sich vorzubereiten für den letzten großen Anstieg. Schon von weitem fällt mir an einer Bergflanke ein hellbraunes Zick – Zack steil den Berg hoch auf, zu weit entfernt, um Genaueres zu erkennen. Ich dachte mir nur, das kann es nicht sein es geht wohl noch weiter hinein ins Tal. Und dann komm ich an diesen Abzweig und schon springt der italienische Streckenposten mit originalem grünem Spitzhut und Feder auf den Weg und sagt „da hinauf“ und man biegt ab und du musst innerhalb von fünf Metern auf den letzten Gang schalten, den du hast.! Einige Zuschauer, Wanderer usw. stehen dort und schauen sich das Spektakel an. Ich dachte mir, so jetzt zeig ich mal wie bergauf fahren geht! Nach ein paar hundert Metern konnte ich den ersten einholen, und fragte den mal, wie denn der Anstieg so weiter geht? Is schon no weit, ganz rauf nur so!!! 600 hm steilster Weg, okay wird schon gehen, du klemmst dich in dein Bike zwischen Lenker und Sattel ein, der Blick konzentriert sich voll auf die Linie damit du keine Steine oder irgendwas Loses erwischt und einen zum Absteigen zwingt. Ab und zu versucht man kurz aufzustehen und schaltet einen Gang schwerer, doch kaum aufgestanden schon dreht das Rad hinten durch, aber der Rücken freut sich. Es kommt eine umpackbare Rampe nach der nächsten und irgendwie musst du dir sagen, so jetzt steig ich mal ab sonst schieß ich mich hier selbst ab! Nach ein paar Metern schieben habe ich mich dann selbst eingeregelt und bin dann an einer günstigen Stelle wieder angefahren. Es geht gut voran, dieser Anstieg fordert die Vallader-Fahrer, ich kann einige einholen und langsam kann ich sehen, wie der Berg leicht abflacht, die ersten Steinmandln tauchen auf und man wird euphorisch! Nach einigen hundert Metern dann zwei Leute eine Tafel, ja das wird es sein der Chaschauna-Pass 2692m. Jawohl man ist einfach glücklich, ich habe es gepackt, ich bin da, ich bin dabei! Sofort wird wieder umgeschaltet, was habe ich mir eingeprägt km 80 Chaschauna dann 4km Trail bis zur nächsten Verpflegung, passt meine Flasche ist schon wieder fast leer, vollgas gemma. Dann geht es schon wieder los, keine 200m flach am Dach des Vallader, man steigt wieder in einen schmalen Pfad, eine Spitzkehre nach der nächsten, man ist nur am Kämpfen. Dann kommt endlich eine Alm und man kann den Verpflegungsstand schon erkennen. Ich merke jetzt schon, das hat jetzt Körner gekostet, aber es geht noch. Es geht weiter, jetzt geht es schneller bergab, steile Wege weniger Kurven man kommt voran, aber es ist ständig zum Aufpassen! 90 km sind geschafft und es geht jetzt flach und hügelig dahin mit kurzen leichten Anstiegen. Nicht meine Stärke, und es dauert nicht lange bis die Fahrer, mit denen ich mich auf den schweren Anstiegen gemessen habe, hinter mir wieder auftauchen. Jetzt heißt es dranbleiben! Die letzten 40 km rollen gut, aber mein Tank ist halt auch schon leer. Ich kann jetzt nicht mehr jeden abschütteln. In den kleinen Dörfern warten die Leute schon mit Cola, Wasser usw. und natürlich mit ihren großen Schweizer Kuhglocken. Leute, ich sag euch, als ich in das Ziel eingefahren bin, ich war am Ende, so am Ende war ich bei keinem Marathon in diesem Jahr. Ich weiß nicht genau, ob es an den ersten 1,5 h lag, wo ich halt aufgedreht habe, es war auch eine allgemeine Müdigkeit zu spüren, die ich nicht abschütteln konnte. Mit der Zeit von 7:44 h war ich zufrieden, meine eigene Prognose von 8h war deutlich unterboten. Nur 21 Minuten länger als bei der Salzkammerguttrophy bei 15km längerer Strecke und plus 100hm das passte! Und plötzlich aus dem Lautsprecher Josef Lieschnegg aus Österreich vom BC Stoahupfa Leibnitz 91. Gesamt 23 Rang Herren 3, BC Stoahupfa heißt Bike Club und Stoahupfa kommt vom Wort Steinhüpfer, das ist ja schweizerisch!! Das hat man sich gefreut! Liebe Freunde des MTB-Ausdauersports dieses Rennen war ein Kracher. Wie soll man das beschreiben, landschaftlich unglaublich und die Strecke ist ein Hammer!
Mein persönliches Marathonjahr 2024 ist beendet. Das ich solche 5 Kracher erleben durfte hatte ich am Beginn der Saison nicht gedacht. Man muss das nach 17 Jahren Pause mal angehen, aber es war halt sofort ein biss vorhanden, damit hätte ich nicht gerechnet. Das ich dann gleich 5-mal auf die Langstrecke gehe und immer das Ziel sehe ist der Burner. Aber das bin halt ich, ich gebe nie auf!
(Josef Lieschnegg)
Cross Country